Gleich, von welchem Hersteller von Gebäudebausätzen ein Gebäude stammt, in den seltensten Fällen ist es ab Werk gealtert. So sehen die meisten Häuser, Bahnhöfe und Lokschuppen aus, als wären sie fabrikneu. Anders auf den Verpackungen, da ist das nicht immer ersichtlich. Die Bausätze dort werden meist mit zusätzlichem Dekomaterial in einer attraktiven Modellumgebung gezeigt. Oft erscheint es auch so, als würde man die Gebäude patinieren, die gezeigt werden.
Mit ruhiger Hand | Haltepunkt Hintertupfingen | Stellwerk Waldbrunn | Stellwerk Oschatz
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Mit ruhiger Hand und etwas Geduld kann man Gebäude patinieren wie ein Profi
Da wirkt der nagelneue, zusammen geklebte Bausatz aus dem Karton wenig natürlich, denn oft enthalten die typischen Szenen auf Modelleisenbahnen Objekte, die eine natürliche Patina enthalten sollten. Auch im Realen hat ja der Zahn der Zeit daran genagt. Das kann aber jeder selbst ganz einfach an jedem Modellbausatz nachholen und diese Gebäude patinieren, damit die dargestellten Szenen und Situationen realistischer aussehen und eine natürlichere Atmosphäre ausstrahlen.
Am Beispiel des Haltepunkt „Hintertupfingen“ und dem Stellwerk „Waldbrunn“ der Firma Faller möchte ich den Unterschied zeigen, den ein fabrikneuer Gebäudebausatz zu einem patinierten und mit zusätzlichen Details ausgestattetes Gebäude ausmacht. Dazu habe ich von „Hintertupfingen“ zwei Bausätze gekauft, einen nach Anleitung zusammen gebaut, den anderen zusätzlich „gesupert“, wie man in der Szene sagt. Vom Stellwerk habe ich nur einen Bausatz erworben. Ich denke aber, dass die Bilder dennoch genügend aussagekräftig sind.

Haltepunkt „Hintertupfingen“
Warum gerade der „Haltepunkt Hintertupfingen“? Aus sentimentalen Gründen. Es war mein erster Bahnhof auf meiner ersten Modelleisenbahn-Anlage zu Kinderzeiten. Das Modell gibt es also schon fast ewig und ist noch immer bei Faller zu erhalten. Dafür mein Lob an das Unternehmen Faller im Schwarzwald! Ich habe es mir erlaubt, den Stationsnamen zu ändern, er entspricht jetzt meinem Wohnort – obwohl es hier eigentlich gar keine Bahnstation gibt!
Die folgenden Bilder zeigen verschiedene Ansichten des Modells in der Originalversion und als patiniertes Gebäude.




Die verwendeten Farben sind Acrylfarben der Marken Amsterdam Standard Series und boesner Acryl Studio, die Figuren sind von Noch und Preiser. Die von einer Hängelampe zu einer Wandlampe umfunktionierte warmweiße LED-Laterne Nr. 6086 ist von Viesmann. Das Gebäude selbst ist der Bausatz 110091 von Faller.
Stellwerk Waldbrunn
Beim Stellwerk „Waldbrunn“ habe ich das „Altern in Würde“, also das Gebäude patinieren noch etwas aufwendiger ausgeführt. Grundlage war der Gedanke, dass rote Ziegelsteine älterer Machart meist nicht alle die gleiche Farbe haben. Also habe ich mich zunächst auf die Ziegelwand-Teile konzentriert. Dabei habe ich die Mauerfugen mit einem schiefergrauen Wash versehen und ihnen damit deutlichere Konturen gegeben. Als nächstes ging es an die mühsame Arbeit, den einzelnen Mauersteinen unterschiedliche Farbtöne zu geben. Verschiedene Rot-Braun-Grau-Töne, die ich immer wieder unterschiedlich gemischt und verdünnt habe, habe ich mit feinem Pinsel mit zufälliger Verteilung auf die einzelnen Ziegelsteine aufgetragen.


Weitere Ansichten des kleinen von mir patinierten Stellwerk „Waldbrunn“ von Faller
Dafür habe ich Oxydbraun hell, Sienna gebrannt rötlich, Vandijckbraun, Beige, Englischrot dunkel und Paynesgrau verwendet. Der Schornstein ist in Schiefergrau mit schwarzem Rand eingefärbt. Die Dächer haben die Spuren von Wind und Wetter mit mehreren Farbgängen in Schiefergrau, Vandijckbraun, Saftgrün und Schwarz erhalten. Die Regenrinnen erhalten ihren metallischen Look durch eine Grundierung mit Zinn(Farbe), darüber kommt Oxydraun hell, Schiefergrau und etwas Schwarz.

Die Holztreppe bekommt als Grundton Vandijckbrau, die Stufen sind wiederum mit Schiefergrau etwas schmutzig geworden, ebenso die Dachkonstruktion des Balkons. Das hölzerne Geländer habe ich mit Olivgrün und Schiefergrau „lackiert“. Der kleine Holzschuppen hat auch mehrere „Behandlungen“ erhalten: Schwarz, Schiefergrau und Saftgrün kamen hier ebenfalls zum Einsatz.
Alle Farben zum Gebäude patinieren stammen von den Marken Amsterdam Standard Series, boesner Acryl Studio, Goya Solo Acrylic, Lascaux Studio, Lucas Cryl pastos, und Schmincke Akademie Acryl Color.

Zwei Figuren aus dem Set 151660 „Im Bahnbetriebswerk, Ep. III“ von Faller erledigen die am Stellwerk anfallenden Arbeiten. Das Gebäude ist innen mit einem warmweißen Beleuchtungssockel 94700 von Brawa beleuchtet, der Balkon und die Remise sind mit je einer Miniatur-LED an den Dachunterseiten beleuchtet. Damit die Helligkeit der LED’s realistisch erscheint, habe ich sie mit Widerständen unterschiedlicher Werte „gedimmt“. Das Stellwerk selbst stammt aus der Faller Hobby Serie und hat die Nummer 131384.
Und hier noch eine nächtliche Ansicht mit eingeschalteter Beleuchtung …

Weitere Firmen, die Zubehör für die Modelleisenbahn liefern, finden Sie auf meiner Liste der Hersteller-Links.
Stellwerk Oschatz
Da der Bausatz „Stellwerk Oschatz“ von Auhagen (Art.-Nr. 11411) ja ein reales Vorbild hat, wollte ich erfahren, wie das in Sachsen an der Strecke Leipzig – Dresden stehende Original aktuell aussieht. Im Internet fand ich einige Fotos, z.B. auf stellwerke.info, auf denen zu sehen ist, dass das unter Denkmalschutz stehende Gebäude als Lost Place dem Verfall preisgegeben worden ist. Das inspirierte mich, den Modellbausatz in ähnlicher Weise zu gestalten und dem „Verfall“ zu opfern.

Zunächst habe ich die Klinkerwände in der üblichen Weise (siehe oben), aber stärker patiniert. Dabei sind die Acrylfarben Schiefergrau, Sand, Lampenschwarz, Englischrot dunkel und Mittelgrau neben einem Anthrazit-farbenen Wash zum Einsatz gekommen. Die Fensterrahmen erhielten ihr „gepflegtes“ Aussehen mit Hilfe von Sand, Schiefergrau und Mischweiß, das graue Fachwerk und die grauen Holzteile habe ich mit Mittelgrau, Lampenschwarz und Schiefergrau patiniert. Der Treppenaufgang und das Natursteinfundament verdanken ihr Aussehen den Farben Sand, Schiefergrau, Lampenschwarz, Mischweiß und Mittelgrau. Das Fundament hat zusätzlich ein leichtes Wash mit Schwarz erhalten.

Da das Dach des Bausatzes recht Strukturlos und langweilig erschien, war hier eine aufwendigere Bearbeitung nötig, um den Look eines alten, verschlissenen Teerpappendachs zu erzeugen. Dazu habe ich normales 80g-Kopiererpapier in ca. 1 cm breite Streifen geschnitten und leicht überlappend quer von unten nach oben auf das Dach aufgeklebt.Nachdem der Kleber trocken war, habe ich die Oberfläche mit mattschwarzer Acryfarbe angemalt und in die noch nasse Acrylfarbe sehr feinen Modellsand eingestreut. Nach dem Trocknen der Farbe habe ich den losen Sand entfernt und das Dach nochmals mit mattschwarzer Farbe bestupft. Eine Prise Moos in Form von Woodland Scenics Turf und etwas Acrylfarbe in Saftgrün perfektionieren das Dach.

Dem Vorbild entsprechend sind nicht mehr alle Fenster in Top-Zustand. Manche sind mit Brettern zugenagelt, hierfür habe ich das dünne Holz der Käse-Verpackungen verwendet, in die manche französische Camembert-Sorten eingepackt sind. Ich habe sie mit unterschiedlichen Acrylfarben angestrichen und ein paar Alterungsspuren mit dem Bleistift hinzu gefügt. Die dem Bausatz beigefügte Klarsichtfolie für die Fenster habe ich mit einem trockenen Pinsel und Schiefergrau so aussehen lassen, als wären sie schon sehr lange nicht mehr geputzt worden. Einige Fenster sind zudem mit winzigen Foliensäcken versehen, so dass es aussieht, als seien die Scheiben kaputt. Um mattes Glas herzustellen, ist ebenfalls der Käsefreund im Vorteil! Die matte Trennfolie mancher SB-verpackter Scheibenkäse-Sorten (z.B. Old Amsterdamer) ist hervorragend als Milchglas für dem Modellbau geeignet. Vielen Dank an den Käse-Produzenten.
Ausser dem Zusammenbau bleiben nur noch die wenigen Metallteile, wie Regenrinnen, Fallrohre, Treppengeländer und die Sicherungsstangen vor den Fenstern. Regenrinnen und Fallrohre habe ich wie immer mit den Acrylfarben Zinn und Schiefergrau gealtert, die Sicherungsstangen mit Mischweiß und Mittelgrau und das Treppengeländer mit Mittelgrau und Schwarz.
Alle Farben für dieses Gebäude zum Patinieren stammen von den Marken Amsterdam Standard Series, boesner Acryl Studio und Lucas Cryl pastos.
Als nächstes plane ich, das Stellwerk auf einem Minidiorama zu platzieren und eine authentische Szene drumherum zu gestalten. Aber das wird eine andere Geschichte …
Noch viel mehr zum Thema zeige und erkläre ich in meinen Workshops und Kursen, die ich in ganz Deutschland an verschiedenen Orten anbiete. Weitere Infos dazu gibt es auf der Seite Workshops.