Modellbahntage beim MEC Stetten 2024

Alle Jahre wieder ist es soweit und es treffen sich die besten Modelleisenbahn-Bauer beim MEC Stetten: bereits zum 22. Mal veranstaltet der Modelleisenbahnclub Stetten bei Tuttlingen im örtlichen Gemeindezentrum und Bürgerhaus in diesem Jahr vom 06. bis 07. Januar 2024 die „Stettener Modellbahntage“.

Obwohl Stetten nicht gerade der Nabel der Welt ist, kommt das Publikum und die Aussteller teils von weit her, manche sogar aus dem Ausland, wie Belgien, Frankreich, Luxemburg oder der Schweiz. Ich war einer der Besucher und ich war überwältigt. Das begann schon am Eingang, wo sich bereits zwei Stunden vor der Eröffnung eine Warteschlange draussen vor dem Gebäude bildete, wie man mir berichtete.

Die Champions-League der Modellbauer beim MEC Stetten

Entsprechend überfüllt war es bei den Modellbautagen beim MEC Stetten 2024 drinnen, so dass man viele Ausstellungsobjekte erst am Nachmittag, als es etwas ruhiger wurde, wirklich genießen und wertschätzen konnte. Und man kann sagen, das Warten hat sich gelohnt. Die Champions-League der Modellbauer war anwesend und wer lernen wollte, wie hochwertiger Modellbau und anspruchsvolle Landschaftsgestaltung geht, war hier richtig.

Unfassbar, wie auf dieser Anlage des Modellbau-Künstlers Karl Sinn (www.spur-z-atelier.de) in der Spur Z (1:220) mit dem Titel „Winter in der Waldheimat“ sogar die winzigen Figuren leuchtende Fackeln tragen. Sie haben eine Größe von ca. 8 mm! Die Anlage ist eine Auftragsarbeit.

Hier ein paar Namen, die in der Modellbahn-Szene nicht unbekannt sind: Marcel Ackle, Claude Fandel, Günther Jirouschek, Dany Machi, Thomas Schmid, Karl Sinn und viele andere Modelleisenbahn-Künstler waren anwesend. Daneben war auch Hagen von Orloff mit historischen Modellbahn-Exponaten aus seiner Sammlung zu sehen. Auch Heiko Jeuter, Roland Schnepp, Michael Matz und Andreas Schulte haben mich mit ihren Manufaktur-Produkten sehr beeindruckt. Da ist wirklich jedes Produkt individuell und von Hand gemacht.

Leider konnte ich nicht alle Aussteller und Exponate bewundern. Es war am Samstag vormittag auf Grund des Besucherandrangs kaum möglich, alles zu sehen. Eigentlich hatte ich vor, die Modellbautage auch am Sonntag zu besuchen. Leider war es in dem reservierten Hotelzimmer in einem Gasthof in Mühlheim auf Grund einer Feier so laut, dass ich vorzeitig abreisen musste.

In diesem Jahr fanden nicht nur die 22. Stettener Modellbautage statt, es war auch das 25. Jubiläum des MEC Stetten. Aus diesem Anlass gab es für Besucher die Print-Ausgabe am Eingang als Geschenk und für alle Anderen zum herunter laden die „Jubiläumsschrift und Ausstellungsführer 2024“.

„Ga Long Bien“ von Thomas Schmid aus Bern

MEC Stetten 2024 - Ga Long Bien

Das bisher exotischste Modelleisenbahn-Diorama habe ich von dem Schweizer Thomas Schmid gesehen. Sein Bahnhof „Long Bien“ hat sein Vorbild in Thailand und ist im Maßstab 0 (1:45) sehr detailverliebt mit vielen amüsanten Szenen gestaltet. Auf der Anlage ist in rund zwei Jahren Bauzeit nahezu alles von Thomas Schmid selbst entworfen und gebaut worden.

Er hat mich dann auch mit der Aussage überrascht, dass er noch niemals in Thailand gewesen ist. Das erklärt natürlich, warum sehr viel Recherche im Internet notwendig war, denn eigene Fotos des Sujets hatte er ja nicht. Das der Modellbau-Künstler Thomas Schmid hauptberuflich Architekt ist, kann man der Anlage förmlich ansehen, so perfekt sind die Materialen, Farben und Strukturen seiner Gebäude mit Holz, Karton und Gips nachempfunden worden.

Die Grundform der Fahrzeuge hat Thomas Schmid aus Polystyrol-Platten und vielen anderen Materialien gestaltet, seine 15-jährige Modellbau-Erfahrung sieht man den fein ausgestalteten Fahrzeugen deutlich an.

Auch wenn der Zugbetrieb sehr einfach und übersichtlich erscheint, wird die Steuerung der Anlage mit der PC-Software „iTrain“ und die Blocksteuerung des Fahrbetriebs mit dem „dinamo“-System aus den Niederlanden realisiert.

La Briqueterie von Dany Machi aus Strasbourg

Modellbahn-Anlagen aus Frankreich zeichnen sich oft durch eine besondere Atmosphäre aus, die wir in Deutschland mit „Savoir Vivre“ bezeichnen würden. Es geht also um ein besonderes Lebensgefühl, bei dem man auch mal „fünfe gerade sein lässt“. Dany Machi, dessen Name eigentlich italienisch ist, erfüllt dieses Vorurteil perfekt. In der Moba-Szene ist er kein Unbekannter, um es mal diskret auszudrücken, obwohl er den Modellbau nur als Hobby betreibt. Seine Arbeiten sind ebenso perfektionistisch wie atmosphärisch dicht mit vielen Schwerpunkten auf authentische Details.

MEC Stetten, La Briqueterie von Dany Machi
Auch wenn es nicht so aussieht, für die Herstellung hat Dany Machi viel „High Tec“ verwendet

Sein Diorama einer Ziegelei, das er in diesem Jahr beim MEC Stetten zeigt, enthält nach seiner Darstellung einen „Hoffmann’schen Ofen“. Er wird für die Produktion der Ziegelsteine, Schornsteine und anderer Gegenstände verwendet. Obwohl seine Ziegelei den Eindruck macht, nicht aus diesr Zeit zu stammen, sind die Werkzeuge, die Dany Machi verwendet, sehr zeitgemäß. Um seine Projekte zu realisieren, nutzt der hauptberufliche Veranstaltungstechniker die Möglichkeiten des 3D-Drucks, Laser-Gravierens und des Laser-Schneidens. Für die Felsen-Gestaltung produziert er Silikonformen, um seine Modelle zu erzeugen. Die filigranen Weichenhebel verdankt er der Messingätztechnik, die er ebenfalls beherrscht.

Selbst das Brackwasser in dem Tank ist „veralgt“, wenn das kein Perfektionismus ist!

Das klingt zwar alles sehr nach aufwendiger High-Tech, zusehen ist davon aber nur die perfekte Umsetzung der modernen Möglichkeiten im Modellbau, die sich erst langsam zu etablieren scheinen. Viele der Verfahren klingen komplizierter, als sie sind und kosten weniger, als man vermuten könnte. Insbesondere der 3D-Druck mit der Resin-Technik scheint mir für Modelleisenbahn-Bauer ein interessantes Betätigungsfeld für die Zukunft zu sein.

Die alten französischen Schornsteine stammen aus dem 3D-Drucker, die echten Ziegelsteine sind einzeln von Hand „gemauert“

Wie auch immer, Machi entwirft und gestaltet den überwiegenden Teil seiner Dioramen selbst ohne Zuhilfenahme von irgendwelchen Bausätzen. Für die Gestaltung und den Aufbau seines Dioramas „La Briqueterie“ hat er etwa drei Monate gebraucht und auch, wenn die umfangreiche Recherchearbeit und das Erstellen der Dateien für den 3D-Druck darin nicht enthalten sind, erscheint mir das als sehr wenig. Machi’s Arbeitsweise ist offensichtlich sehr effizient, kein Wunder, ist er dem Modellbau doch seit Kinderzeiten verbunden.

MEC Stetten 2025

Würde ich alle 21 Anlagen der Modellbautage beim MEC Stetten 2024 vorstellen, würde das den Umfang dieses Artikels natürlich sprengen. Auch habe ich es nicht geschafft, alle Anlagen und die rund 30 Aussteller im Detail zu sehen oder mich mit ihnen ausführlicher zu unterhalten. Rund 1.900 weitere Besucher wollten ja auch noch einen Blick von den großartigen Exponaten erhaschen. Aber im Jahr 2025 wird es die Modellbautage beim MEC Stetten wieder geben und ich werde bestimmt dabei sein, denn ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Der Termin wird am Dreikönigs-Wochenende vom 04. bis 06. Januar 2025 sein. Genaueres gibt es auf der Homepage des MEC Stetten.

Weitere Termine rund um die Modelleisenbahn und das Vorbild, die große Bahn, gibt es in meinem Termin-Kalender.

Um die Anlagen live zu erleben, gibt es hier eine Liste von Modelleisenbahn-Messen, -Märkte und -Börsen. Vielleicht trifft man sie dort.

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